Auguste, die kleine Raupe

s war einmal kleine grüne Raupe mit den schönen Namen Auguste. Auguste bewohnte einen Baum für sich ganz alleine. Sie konnte die vielen Blätter ohne mit anderen zu teilen, auffuttern und machte es sich recht gemütlich. Sie ließ sich die Sonne auf den Bauch scheinen und putze täglich ihre feinen grünen Härchen. Ja, sie war recht eitel und träumte davon, später, wenn sie einmal groß ist, die schönste aller Raupen sein.

Als sie gerade wieder einmal ein Sonnenbad nahm, sah sie aus der Ferne einen Vogel auf sich zufliegen. „Nix wie weg hier,“ dachte sich Auguste, denn sie wußte wohl, daß sie für einen Vogel ein begehrter Leckerbissen ist. Sie kroch so schnell sie konnte auf die Unterseite des Blattes, um sich zu verstecken. Dort wartete sie ängstlich zitternd ab und harrte der Dinge, die da nun kommen würden.
Der Vogel landete auf ihrem Blatt und klopfte vorsichtig an. „Hallo, ist jemand da?“ krächzte er und rollte mit seinen Augen. „Keiner zu Hause“, rief Auguste und hätte sich am liebsten vor Schreck fallen lassen.
„Dann komme ich ein anderes Mal wieder,“ flüsterte der dumme Vogel etwas verwirrt und machte sich daran, den Rückflug anzutreten.

„Puh, das ist ja noch einmal gut gegangen,“ seufzte Auguste erleichtert und krabbelte langsam wieder auf die Oberseite ihres Blattes.
So vergingen die Tage, und die kleine Raupe hatte Langeweile. Sie holte sich aus ihrer Baumhütte zwei Stricknadeln und etwas Wolle und fing an, eifrig eine schöne bunte Decke für sich zu
stricken. „Zwei links, zwei rechts,…….zwei links, zwei rechts,….“ hörte man Auguste vor sich hin murmeln, und die Stricknadeln klapperten im gleichmäßigen Takt.

Als ihre Decke fertig war, nähte sie die beiden seitlichen Enden zusammen und hatte somit einen kleinen Schlafsack. Sie bewunderte ihr Werk und war mit ihm auch sehr zufrieden. „Die Farben rot und blau passen gut zu meinem grünen Haarkleid,“ dachte sich Auguste, nahm noch ein paar Happen von den guten Blättern, als sie eine große Müdigkeit überkam.
Sie rollte sich in ihren kuschelweichen, neuen Schlafsack ein und fing sofort an tief und fest zu schlafen. Sie war so müde, daß sie gar nicht mehr aufwachen wollte.
Und wieder kam der dumme Vogel angeflogen. Als er die kleine Raupe leise vor sich hin schnarchen hörte, kreischte er vor Empörung: „Das ist ja wohl eine Frechheit. Erst ist keiner zu Hause, dann wird hier am hellichten Tag geschlafen. Mach doch was du willst, ich finde auch anderswo einen leckeren Happen,“ sagte er beleidigt und flog davon.

Die kleine Raupe schlief mehrere Wochen lang, ohne einmal aufzuwachen.
Als ein kräftiger Wind aufkam und die Blätter von Augustes Bäumchen kräftig durchschüttelte, wurde sie endlich wach. Sie öffnete zuerst ein Auge, dann das andere und mußte kräftig gähnen. Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen und schob sich langsam aus ihrem Schlafsack.
Ihre Augen wurden immer größer und größer vor Erstaunen, und sie glaubte noch zu träumen. Was war passiert? Sie eilte hastig zu ihrem Spiegel und schaute hinein. Nein, es war kein Traum. Auguste hatte sich zu einem wunderschönen Schmetterling verwandelt. Langsam und sehr vorsichtig öffnete sie ihre neuen Flügel, um sich in die Luft gleiten zu lassen. Dann flatterte sie fort von ihrem Baum und setzte sich ins Feld auf die allerschönsten Blumen.

So wurde aus der kleinen Raupe Auguste der schöne Schmetterling August, den sie alle wegen seiner Farbenpracht bewunderten, und der nun keine Angst mehr vor den dummen Vogel zu haben brauchte.

Ende