Moin moin leeve Lüüd, leeve Bloggers

Ich freue mich, dass ihr den Weg hierher zu meinem Märchen-Blog gefunden habt und wünsche euch viele schöne, fantasievolle Stunden. Ich habe ganz bewusst die Kommentarfunktion deaktiviert… damit möchte ich euch und mir unnötige Arbeit ersparen, zumal die meisten Kommentare (meiner Meinung nach) nur allgemeine, oberflächliche Höflichkeitsfloskeln sind. Es gibt aber auch noch andere Gründe meinerseits. Die Grundmauern meines Blogs sind in erster Linie meine Geschichten, Märchen und Zeichnungen. Bitte beachtet, dass alle hier eingestellten Bilder (Zeichnungen/Collagen/Fotos) mein © tragen! Vereinzelte Gifs sind hiervon ausgenommen. Über einen kleinen Klick auf den Button (falls er aktiviert ist) “Gefällt mir“ würde ich mich schon sehr freuen. Damit signalisiert ihr mir, dass ihr mich besucht und euch wohlgefühlt habt. Für alle anderen Fragen oder Mitteilungen etc. stehe ich gerne in der Rubrik “KONTAKT“ für euch zur Verfügung.

Der alte Hans war ein Einzelgänger. Er lebte nicht zusammen mit den anderen unten im Dorf, sondern etwas abgelegen vor einem Waldstück in seinem kleinen, aber gemütlichen Holzhaus. Den Tod seiner geliebten Frau und die tiefen Narben, die böse Menschen ihm in sein Herz gebrannt hatten, konnte er nicht vergessen, deshalb lebte er allein und hatte sich vom Trubel der Dorfgemeinschaft zurückgezogen. Er hatte zwar alles, was er zum Leben brauchte und war zufrieden mit seiner Situation, aber manchmal wünschte er sich doch, er hätte einen Gesprächspartner. Aber er wollte mit seinem Schicksal nicht hadern. Er kümmerte sich liebevoll um seinen kleinen, gepflegten Garten, in dem er alles anpflanzte, was er zum Leben brauchte. Dann war da auch noch Henne Berta, die für ihn jeden Morgen ein frisches Ei legte, das er sich, nachdem er sich bei ihr liebevoll bedankt hatte, in einem morgendlichen Ritual fröhlich pfeifend in einer Bratpfanne brutzelte.
Alles in allem war er rundum zufrieden und dankte dem lieben Gott für jeden Tag, den er gesund und munter erleben durfte.
Es war Herbst. Der Wind rüttelte und schüttelte die Blätter von den Bäumen. Der Himmel war grau in grau und kein Sonnenstrahl wollte die Erde erwärmen. So machte Hans es sich in seinem bescheidenen Heim gemütlich und dachte: „Es kommen wieder bessere Zeiten. Der Winter steht vor der Tür, dann werde ich ein Feuer in meinem Kamin entfachen und wieder einmal ein gutes Buch lesen.“
Plötzlich hörte er ein zaghaftes Klopfen an seiner Tür, dann wieder …und immer wieder. Er fragte sich: „Nanu, wer kann das sein? Mich hat hier doch noch niemand besucht? Bestimmt hat sich jemand verlaufen.“
Langsam ging er zur Tür, öffnete sie, …sah aber keinen Menschen. Nur der kalte Wind und ein paar vom Regen durchnässte Blätter schlugen ihm peitschend ins Gesicht. Schnell schloss er sie wieder und wischte sich verärgert das Laub von seiner Kleidung.
„So was Dummes,“ grummelte er in sich hinein. „Jetzt klopft schon der Wind an meine Tür und ich dachte, mich wolle jemand besuchen.“
Als er wieder in seinem Sessel Platz genommen hatte, vernahm er ein feines, zartes Räuspern. Verwundert schaute er sich um, konnte aber niemanden entdecken. Er rief: „Ist da jemand? Wenn ja, komm heraus und zeige dich. Warum versteckst du dich in der Dunkelheit?“
„Hier bin ich,“ hörte er ein zartes Stimmchen rufen. „Hier unten, …direkt vor deinen Füßen!“
Hans schaute auf den Boden und sah dort ein kleines, goldfarbenes Blatt liegen, das ihm freudig zuwinkte.
„Guten Abend Hans,“ rief das Blatt, „ich habe mich verflogen, …wie wär´s, darf ich bei dir bleiben, um dich ein wenig zu unterhalten?“
„Ja, gerne,“ lachte Hans verwundert, „aber sage mir, woher kennst du meinen Namen?“
„Ich kenne jeden Namen,“ erwiderte das Blatt, „aber du musst meinen erraten.“ „Warum verrätst du ihn mir nicht einfach?“ fragte Hans erstaunt, aber das Blatt erwiderte: „Wenn die Zeit reif ist, wirst du ihn wissen und mich bei meinem Namen nennen!“
„Gut,“ sagte Hans, „dann werde ich dich von nun an erst einmal Goldblättchen nennen.“

Und so war und blieb es dann auch. Hans holte einen kleinen Karton hervor, stellte ihn neben sein Bett und legte liebevoll ein weiches Handtuch hinein.
„Das ist für dich,“ lächelte Hans, „hier kannst du schlafen, so habe ich dich immer in meiner Nähe!“
„Oh fein,“ freute sich das kleine Blatt und probierte es sofort aus. „Ja, hier ist es mollig und gemütlich. Hier werde ich prima schlafen. Ich danke dir!“
Goldblättchen und Hans waren von nun an unzertrennlich und machten alles gemeinsam. Wenn Hans das Essen zubereitete, band sich Goldblättchen anschließend eine kleine Schürze um, um seine Pflichten als Teller- und Topfwäscher wahrzunehmen und wenn Hans das Feuerholz, das er im Sommer im Wald gesammelt hatte, draußen im Garten mit seiner Axt zerschlug, trug Goldblättchen es Stück für Stück ins Haus und stapelte es fein säuberlich neben dem Kamin. Sie reparierten auch die Schäden am Haus, die der Zahn der Zeit ihm zugefügt hatte, kümmerten sich um den Garten, gingen gemeinsam spazieren oder zum Angeln, kauften die fehlenden Lebensmittel im Dorf ein und vergaßen auch nicht dafür zu sorgen, dass Henne Berta immer einen sauberen Schlafplatz hatte.
Sie waren wie Brüder. Alles wurde gerecht aufgeteilt und sie hatten jede Menge Spaß zusammen.
So verging die Zeit. Der Winter kam und ging. Der Frühling zog ins Land und der Sommer zeigte sich von seiner schönsten Seite.
Dann kam der Herbst. Wie im vorangegangenen Jahr wurde er kalt und nass.
Hans war nervös… ungeduldig, unausgeglichen, zog sich langsam immer mehr in sich zurück und wendete sich von Goldblättchen ab. Das Blatt merkte dies und stellte Hans zur Rede. „Sag mir doch, lieber Hans, warum bist du auf einmal so abweisend zu mir? Habe ich dir etwas getan, oder war ich ungerecht zu dir?“
Nur Hans allein wusste, warum er so unzufrieden war. Er sehnte sich nach der Zeit zurück, in der er einst alleine war. Er konnte es nicht mehr ertragen, dass Goldblättchen ihn tagein, tagaus begleitete. Sein munteres Geplapper, seine fröhliche Art, ja selbst seine tiefe Zuneigung zu Hans, das alles störte ihn. Aber anstatt sich dem kleinen Blatt anzuvertrauen und sich mit ihm auszusprechen, fasste Hans den folgenschweren Entschluss, mit Goldblättchen einen Streit zu entfachen, der die Trennung der beiden zur Folge hätte. Diesen wollte er bei seinem nächsten Spaziergang mit ihm in die Tat umsetzen. Und so geschah es dann auch.
Als Hans und Goldblättchen wieder einmal durch den Wald gingen, um im Dorf einige Einkäufe zu machen, blieb Hans vor der ihnen beiden bekannten Weggabelung stehen und tat so, als wüsste er nicht mehr, welches der richtige Weg war, der zum Dorf führte.
„Hier müssen wir entlang,“ rief lachend Goldblättchen Hans zu. Der erwiderte aber: „Nein, hier geht es entlang… hier sind wir immer langgegangen.“ Nein, nein,“ rief das Blatt, „du hast Unrecht… hier, in diese Richtung müssen wir unseren Weg einschlagen.“
Goldblättchen schaute Hans verwundert an, denn es konnte nicht verstehen, warum er den Weg nicht mehr kennen wollte, den er sein ganzes Leben lang gegangen war.
„Du hast Unrecht,“ schimpfte Hans. „Du willst immer Recht haben. Immer willst du alles besser wissen und immer willst du alles besser können. Wenn du so gescheit bist, dann gehe du dort deines Weges und ich gehe hier meines Weges. Es wäre sowieso besser für uns, wenn wir in Zukunft beide getrennte Wege gehen!“
Mit diesen Worten ließ Hans das kleine, durch seine bösen Worte verängstigte Blättchen stehen und machte sich ohne es weiter auf den Weg. Er schaute auch nicht mehr nach ihm zurück und so konnte er nicht sehen, dass Goldblättchen sich traurig auf einen kleinen Stein setzte und bitterlich zu weinen anfing.
„Was habe ich nur falsch gemacht?“ fragte es sich immer und immer wieder, aber es fand keine Antwort darauf. „Nun darf ich dich erst wiedersehen, wenn du meinen Namen ausgesprochen hast,“ schluchzte es und machte sich allein auf den Weg mit einem unbekannten Ziel.

Inzwischen hatte Hans wieder sein Haus erreicht. „Endlich alleine,“ murmelte er leise und ertappte sich dabei, dass er sich in seinem eigenen Heim wie ein Fremder, wie ein Eindringling verhielt. Alles was er tat, tat er leise, ja, er ging sogar soweit, dass er nicht einmal nach Anbruch der Dunkelheit die Lampe anzündete, nur um anzudeuten, dass er nicht zuhause sei, falls Goldblättchen an seine Tür klopfen sollte.
Aber es klopfte niemand. Ganz genau wie damals, bevor er das kleine Blatt bei sich aufnahm.
„Nun ist wieder alles wie es war,“ dachte Hans. „Warum soll ich mit jemandem mein Haus und Garten teilen, von dem ich nicht einmal seinen Namen weiß?“
Bevor sich Hans zu Bett begab, stieß er mit seinem Fuß den kleinen Karton, in dem das Blättchen so viele Nächte verbracht hatte, unter sein Bett und legte sich schlafen.
Als er am nächsten Morgen erwachte, rieb er sich den Schlaf aus seinen Augen und rief: „Guten Morgen Goldblättchen,“ aber es kam keine Antwort. Langsam erinnerte er sich daran, was am Vortag geschehen war. Nach und nach, je länger er darüber nachdachte, was er sich und dem kleinen Blatt angetan hatte, sah er ein, dass er einen großen, nicht wieder gutzumachenden Fehler begangen hatte.
„Warum habe ich Goldblättchen nicht erklärt, wie es um mich stand?“ fragte er sich. „Warum war ich nur so töricht und habe es von mir gestoßen, anstatt mit ihm eine gemeinsame Lösung für mein Problem zu finden? Nein, so darf es nicht enden,“ dachte Hans, „ich mache mich auf den Weg und werde nach ihm suchen. Dann bitte ich es um Verzeihung und alles wird wieder gut.“
Nachdem Hans sich angezogen hatte, warf er noch schnell seinen Mantel über und machte sich auf den Weg, um seinen kleinen Gefährten zu finden. Aber all seine Mühe war vergebens. Er rief immer und immer wieder: „Goldblättchen, bitte komm zurück, ich habe es nicht so gemeint,“ aber seine Rufe blieben ungehört und unbeantwortet.
Traurig kehrte er zum Haus zurück. Er fühlte sich einsam und verlassen. Und es ging ihm schlecht, …sehr schlecht sogar.
Tage und Wochen vergingen und Hans hatte keine Freude mehr am Leben. Ja, selbst das Ei, das Henne Berta jeden Tag für ihn legte, mochte er nicht mehr essen und wurde somit immer magerer und schwächer. Am Ende hatte er nicht einmal mehr die Kraft sein Haus zu verlassen, um einen seiner geliebten Spaziergänge zu machen.
Eines Tages, als er spürte, dass seine Zeit gekommen war vom Leben Abschied zu nehmen, nahm er all seine Kraft zusammen und lief noch ein letztes Mal hinaus in den Garten. Er stützte sich an einen Baum und rief voller Schmerz, so laut er nur konnte, hinaus in den kalten Herbstwind: „Goldblättchen, mein FREUND, wo bist du, ich brauche dich, bitte komm zu mir zurück!“
Dann brach er zusammen und fiel in eine tiefe Ohnmacht.
Als er erwachte, lag er in seinem Bett, das Feuer im Kamin war entfacht und das Zimmer in ein sanftes, warmes Licht getaucht. Hans blickte vorsichtig um sich und sah schemenhaft eine helle Gestalt vor seinem Bett stehen.
„Du hast mich bei meinem Namen gerufen… hier bin ich,“ hörte er eine Stimme sagen, die ihm fremd, aber dennoch vertraut schien. „Goldblättchen, bist du es?“ fragte Hans etwas ängstlich. „Ja, Hans, ich bin es. Und da du meinen richtigen Namen ausgesprochen hast, bin ich gekommen, um dir auf deinem letzten Weg zur Seite zu stehen.“
Erst jetzt, nachdem Hans sah, dass ein wunderschöner, mächtiger Engel vor ihm stand, erkannte er die ganze Wahrheit.
„Ich hätte wissen müssen, dass jemand wie du nur ein Engel sein kann,“ flüsterte Hans und schloss glücklich lächelnd seine Augen.
Der Engel, dessen Name „FREUND“ war, beugte sich sanft über den alten Mann und nahm dessen letzten Atemzug in sich auf.
Von nun an waren sie Freunde für immer… Freunde für die Ewigkeit!
Als die Dorfbewohner den Leichnam fanden, sahen sie an jener Stelle, wo einst sein Herz schlug, ein kleines, dunkelbraunes, verwelktes Blatt liegen. Als sie es entfernen wollten, zerfiel es zu Staub!

Drum lieber Mensch achte darauf, wie du mit deinen Mitmenschen umgehst. Egal, ob sie klein oder groß, dick oder dünn, hell- oder dunkelhäutig sind. Es kann gut sein, dass sich unter ihnen ein Engel befindet, der einfach nur dein Freund sein möchte!!!

Ende

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